Leben und Orte

Der liebende Blick

Text zur Jubiläumsausstellung – 40 Jahre Hambacher Atelier „Das Künstlerische Ich“ von Laura Weinand (2017)

Es ist ein Privileg unserer Zeit, Kunst aus verschiedenen Perspektiven betrachten zu können. Wer sich in dieser Ausstellung in den Räumen des Herrenhofes umschaut, wird ihn schnell einfangen – den „liebenden Blick“. Den Blick nach Innen, den Blick nach Außen, die Augen als Fenster zur Seele … dieser Aspekt zieht sich durchgängig durch Christiane Maethers Werk. Nutzen wir die außergewöhnliche Gelegenheit, dem Atem des Ateliers als Inspiration für die Ausstellung nachzuspüren und damit über die Wände der Ausstellungshalle hinaus getragen zu werden.

Wer schon einmal in der Weinstraße 183 – zu Füßen des Schlosses – gewesen ist, der weiß, wie nahe man dem Ursprung der Bilder und Figuren dort kommt. Fast könnte man meinen, die Gesänge oder Klangcollagen des Kettenkarussells streifen das Ohr. Die „Aura Palatina“ ist allgegenwärtig. Das alte Kelterhaus, als lichtdurchfluteter, atmosphärischer Raum, bestimmt nun schon 40 Jahre den Herzschlag von Christiane Maethers Künstlerleben und bewahrt geduldig die ganze Bandbreite ihrer künstlerischen Entwicklung. Wie in einem Erinnerungsturm sammeln sich in ihm Artefakte, türmen sich diverse Fundstücke und Bücher, zu Stilleben in den Steinnischen arrangiert, oder netzartig zu neuen, schöpferischen Ideenskizzen zusammengelegt. Immer wieder kommen Dinge hinzu, die neues Licht auf Altbekanntes werfen und Inspirationen schaffen. Da stehen Falter neben Sonnenblumen, da ruhen die klugen und törichten Jungfrauen neben abwesend, verzückt entrückten Mädchenreigen. Die Vorbotin erhebt sich kraftvoll neben einer Sammlung antiker Portraitabgüsse und die Welteltern lachen der verschleierten Kopfstudie zu. Der verbrannte Schneckenberg erinnert neben vielen Skizzenstapeln an die Wurzeln als Zeichnerin, imposante 2x3m Bilder belegen ihre malerische Metamorphose. Das Atelier ist ein Ort, an dem die Zeit angehalten werden kann, ein Refugium und Rückzugsort, es beherbergt die künstlerische Identität Christiane Maethers, das in einem ganz eigenen Beziehungsgeflecht Arbeiten aus allen Schaffensphasen vereint. In einem eigenen Rhythmus, unablöslich verbunden mit den persönlichen Erlebnissen und Lebensspuren der Künstlerin. Der Kontext der Entstehung ist eine wertvolle Ergänzung zu dem, was uns Bilder, Zeichnungen und Plastiken der Künstlerin von sich aus erzählen. Das Arbeitsumfeld gibt uns nicht nur Aufklärung über die Arbeitsweise oder künstlerische Entstehungsprozesse, es ist vielmehr ein Abbild der Seele.

 

Biographie

1941 geboren in Berlin Charlottenburg als 6. von 7 Kindern, Mutter Martha Marie Maether geb. Seltman, Weberin (geb. in Flensburg),
Vater Herbert Maether, Pastor (geb. in Kiel)

1943-49 Evakuierung nach Mecklenburg Neustrelitz, Dorfleben und Einschulung

1949-52 Rückkehr nach Berlin, Nachkriegszeit in Berlin

1953-57 Umzug nach Kiel. Jugend und Schulzeit

1957 Rückkehr nach Berlin

1958-61 Lehre, Handelsschule und Studium der angewandten Künste

1961-67 Hochschule der Bildenden Künste, Berlin, Studium der Malerei bei Peter Janssen und Alexander Camaro

1967 Meisterschülerin bei Alexander Camaro

1963 Heirat mit dem Maler Jobst Meyer

1968/69 Umzug nach Köln

1974 Villa Romana Preis, Aufenthalt in Florenz, Begegnung mit dem Komponisten Róbert Wittinger, später 2. Heirat

1975 Umzug nach Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz)

1975 Arbeitsstipendium des Kulturkreises im BDI

1976 Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz

1977 Innerhalb Neustadt a.d.Weinstraße Umzug nach Hambach, Eigenes Atelier in einem Anwesen von 1839

1978 Purrmann-Preis der Stadt Speyer

1977/78 Gastdozentur an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste (Städelschule), Frankfurt

1979 Geburt der Tochter Laura Anna Christina

1981 Geburt der Tochter Maya Alma Maria

1982 Berufung an die Fachhochschule Aachen, Fachbereich Design

1983 Studienreise nach Kleinasien

1988 Ehrung des künstlerischen Werks durch die Stadt Aachen

1989 Albert Haueisen Preis für Malerei, Landkreis Germersheim

1999 Ehrengast Villa Massimo, Rom

2006 Beendigung der Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Aachen

Mitgliedschaften

Mitglied im Deutschen Künstlerbund, in der Pfälzischen Sezession und in der Freien Akademie der Künste, Mannheim.

Vertreten in öffentlichen Sammlungen
Galerie des 20. Jahrhunderts Berlin, Stadt Mannheim, Kunsthalle Karlsruhe, Staatsgalerie Stuttgart, Kunsthalle Recklinghausen, Bundesinnenministerium,  Bundesaußenministerium, Pfalzgalerie Kaiserslautern, Landesmuseum Mainz, Landesmuseum Wiesbaden, Museum Utrecht, Sammlung Ludwig Aachen, Suermondt-Ludwig-Museum Aachen, Staatskanzlei Mainz, Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Deutsche Bank, Westdeutsche Landesbank, Stadt Speyer, Volks- und Raiffeisenbank Speyer/Neustadt.

Einzelausstellungen (Auswahl)

2018 Herrenhof, Mußbach, Jubiläumsausstellung – 40 Jahre Hambacher Atelier „Das Künstlerische Ich“

2015 Pfälzische Sezession, Speyer

2014 Evangelische Kirche Rheinland-Pfalz, Beindersheim „Sehnsuchtsorte“

2013 Villa Böhm, Neustadt an der Weinstraße, „Codex Palatinus“

2012 Purrmann-Haus, Speyer, „Florilegium“

2011 Kunstverein Germersheim, „Aura Palatina“

2010 Landau, Villa Streccius mit Schülern „Sinneswelten – Dialog aus der Tiefe“

2010 Kunstverein Frankenthal

2006 Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen, „Curriculum Arte“ (Katalog Curriculum Arte, 2006)

2005 Max-Slevogt-Galerie, Edenkoben

2002 Galerie Armin Vogt, Basel

2001 Hambacher Schloss

1998 Galerie Günther Zulauf, Freinsheim

1993 Galerie Hennemann, Bonn

1991 Pfalzgalerie Kaiserslautern

1987 Neue Galerie, Sammlung Ludwig, Aachen

1986 Landesmuseum Mainz

1977 Kunstverein Mannheim, Berlin, Haus am Lützowplatz

1975 Baden-Baden

Leben und Orte

Hambach, 2005
Türkei, 1984
Hambach, 1982
Hambach, 1978
Neustadt, Mandelblüten Auftragsarbeit, 1975-76
Rottweil Eröffnung, 1975
Neustadt, Hauberanlage, 1975
Villa Romana, Florenz, 1974
Villa Romana, Florenz, 1974
Köln, 1969
Stockholm, 1958
Berlin, 1951
Berlin, 1950