Kunst und Gesellschaft

Hambacher Vorbotin, Neustadt

DAS PROJEKT

Am 27. Mai 2007 begeht das Hambacher Fest seinen 175. Geburtstag. Zu dieser Feier möchte ich mit einem künstlerischen Impuls, einer Hommage beitragen, die das historische Gedankengut ebenso ehrt wie die bis heute nachwirkenden geistigschöpferischen Kräfte. Das Hambacher Fest 1832 und die Geschehnisse davor und danachspiegeln im  Einzelschicksal wie in den politischen und gesellschaftlichen Folgen Menschliches — Glanz, Elend, Leiderfahrung der Seele, Aufbruch, Scheitern, Tragik, Hoffnung und Erfüllung. Das, was sich im Marsch auf das Schloss als heutige Botschaft erhalten hat, ist derAufbruch  zu Neuem. Verstehen heißt nachvollziehen.

»Mit weiblichen Flügeln« schwebt von Mai bis September ein aufsteigender Genius, in Bronze gegossen, über einem Sockel auf der Höhe des Hambacher Schlossberges. Die VORBOTIN. Erinnerungszeichen und zugleich Sehnsuchtssymbol der Liebe zur Freiheit. In der Figur verbinden sich Fragment und offene Form, Teil und Ganzes, Materie und Geist, in Eigenschwingung verharrend. Gegensätzliches wird über die Kunst vereint.

Vor 30 Jahren aus Berlin zugezogen lebe ich mit meiner Familie in der Mitte Hambachs in einem schönen alten Anwesen von 1839 und schaue jeden Tag auf das Schloss. Stimmungen wandeln den Tagesblick. So lebe und arbeite ich also mit der Geschichte, bin von der Historie umgeben. Ein festliches Seherlebnis aus dem Dorfgeschehen, jedes Jahr wiederkehrend, ist über lange Jahre zum künstlerischen Motiv gereift. Wenn Hambach im Juli die Jakobuskerwe feiert, dann wird in seinen Straßen, Höfen und Plätzen getrunken, getanzt und gesungen. Ein Kettenkarussell vis-à-vis meines Gartens bringt Mädchenlocken und flatternde Röcke in sommerliche Schwingung. Diese Schwingung findet sich in der Großplastik VORBOTIN wieder: Abheben — Freiheit fühlen.

Christiane Maether, Hambach 2007

Neustadt, Vorbotin, 2007

Hambacher Vorbotin II, Zweibrücken

Zweibrücken, 2016
Zweibrücken, Aufstellung Hambacher Vorbotin II, 2016